Eine fröhliche Runde Menschen stößt mit Kaffeetassen an.

Warum ich handfeste Sparringspartner liebe

Weil handfeste Sparringspartner die wahren Superhelden sind.

Weil die Küche scheinbar ein magischer Ort für Co-Creation ist

Zumindest für mich. Denn genau dort, in der Küche, habe ich oft die allerbesten Ideen. Meist blitzen sie spontan auf, wenn ich mir einen Kaffee mache. Am liebsten übrigens einen Cappuccino oder eine Latte Macchiato – mit richtig viel fluffig leichtem Milchschaum. 

Jemand steht vor einer silbernen Siebträgerespressomaschine
Meine geliebte Siebträger-Espressomaschine

Wenn ich dann so vor der Kaffeemaschine stehe, oder wie hier im Homeoffice vor meiner heißgeliebten Siebträger-Espressomaschine, und andächtig dem Espresso zuschaue wie er stark & schwarz in die Tasse läuft, dann ist er plötzlich da. Der Geistesblitz.

Während richtig guter Kaffee schon mal eine gute Grundlage für magische Momente sein kann, so entsteht wahre Magie für mich oft erst im folgenden Küchengespräch mit einem handfesten Sparringspartner. Welche bekanntermaßen gerade in der Kaffeeküche durchaus öfter anzutreffen sind. So ist die Kaffeeküche oft die perfekte Gelegenheit, sich zu einer guten Idee direkt mal kurz auszutauschen. Denn ich selbst »denke beim Reden und lerne beim Tun«. Ich liebe und brauche also Interaktion fast so sehr wie die Luft zum Atmen.

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Ich liebe es ♥︎

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Das war bei mir interessanterweise schon von klein auf so und hat meinen Eltern wohl des Öfteren glühende Ohren beschert. Und wohl auch die ein oder andere schlaflose Nacht, wenn ich als Kind in meiner unbändigen Experimentierfreude wieder mal leicht über’s Ziel hinausgeschossen bin.

Weil ein Sparringspartner ein guter Anlass sein kann, mal hinter die Kulissen zu schauen

Spannenderweise finden sich genau diese, mich intensiv prägenden Eigenschaften auch in meinen persönlichen »Big Five« wieder. Denn dort habe ich bei »Offenheit für Erfahrung«, »Extraversion« und »Mitgefühl« eine sehr sehr überdurchschnittlich hohe Ausprägung – so kann man das wohl sagen, wenn man selbst bei 97% und der Durchschnitt bei rund 50% liegt.

Big Five, das sind in diesem Falle nicht die fünf berühmtesten Tiere Afrikas, sondern das wissenschaftlich bis heute am besten validierte Modell zur Persönlichkeitsanalyse. Zu verstehen, warum sich Menschen häufig auch bei identischen Rahmenbedingungen und Zielen doch völlig unterschiedlich verhalten kann uns helfen zu verstehen, wie richtig gutes Teamplay funktionieren kann. Und was es unter anderem braucht, damit ein sich selbst organisierendes Hochleistungsteam entstehen kann.

Würfel zeigend as Wort extrovertiert und eine Hand dreht 2 Würfel um, so dass es zu introvertiert wird
Das OCEAN-Modell zur Persönlichkeitsanalyse

Thurstone, Allport und Odbert haben bereits in den 1930er Jahren erkannt, dass sich unsere Persönlichkeit sehr start in unserer Sprache niederschlägt und auf diese folglich direkt in unseren Wörterbüchern die in unseren Wörterbüchern repräsentiert wird – mit über 18.000 Begriffen. Nun ja, jetzt jedes Mal 18.000 Begriffe abprüfen zu müssen wäre tatsächlich etwas sehr aufwendig. Zum Glück ist das auch gar nicht nötig, um eine Persönlichkeit valide zu charakterisieren.

Denn bei genauem Hinsehen fällt auf, dass in allen Sprachen durchgängig 5 sehr stabile, unabhängige und weitgehend kulturneutrale Hauptdimensionen an Persönlichkeitsmerkmalen existieren – die »Big Five«, die grundsätzlich bei allen Menschen zu finden sind. Eben in unterschiedlichst starker Ausprägung. Die Big Five sind folglich mit über 18.000 Begriffen bereits im Wörterbuch repräsentiert und werden zusammengefasst oft auch als OCEAN-Modell bezeichnet. Abgeleitet aus dem Englischen nach den entsprechenden Anfangsbuchstaben der 5 Dimensionen:

  • Openness • Offenheit für Erfahrungen oder auch Aufgeschlossenheit
  • Conscientiousness • Gewissenhaftigkeit oder auch Perfektionismus 
  • Extraversio • Geselligkeit, Enthusiasmus und auch Durchsetzungsfähigkeit 
  • Agreeableness • Verträglichkeit oder auch Rücksichtnahme, Kooperationsbereitschaft und Empathie
  • Neuroticism • Neurotizismus oder auch emotionale Volatilität und Verletzlichkeit.

Im Rahmen meiner Coaching-Weiterbildung bei Dr. Frederik Hümmeke befasse ich mich gerade wieder intensiv mit den Big Five. Frederik ist promovierter Neurowissenschaftlicher und insofern auch ein wichtiger Sparringspartner für mich. Er hat den ursprünglichen Ansatz, nun bekannt als DEEP OCEAN-Modell, weiter vertieft und geschärft. Dazu hat er jede der 5 Dimensionen um jeweils 2 weiter differenzierende Subdimensionen ergänzt. Im Rahmen von diversen Führungskräftetrainings durfte ich tatsächlich schon unterschiedlichste Persönlichkeitsmodelle erleben, darunter einige sehr populäre jedoch wenig valide wie MBTI® oder 16PF®. Alles in allem empfinde ich das nun ausdifferenzierte DEEP OCEAN-Modell neben Insights Discovery® bisher mit Abstand am hilfreichsten für den Aufbau von echtem Teamplay. Denn eine Gruppe ist immer klüger als ihr klügstes Mitglied, zumindest dann, wenn sie in allen vorliegenden Facetten möglichst inhomogen zusammengesetzt ist.

Weil die Küche der ideale Platz für eine Runde Sparring sein kann

Also »Denken beim Reden, Lernen beim Tun« – das bedeutet, dass ich eigentlich immer ganz automatisch und häufig unbewusst beginne, meine vielen Geistesblitze unmittelbar weiterzuspinnen und vor Begeisterung richtiggehend anfange zu glühen. Diese sehr energetisierende Wirkung hat den großen Vorteil, dass es bei mir eben nicht nur bei der Idee bleibt. Sondern das den Ideen auch tatsächlich Taten folgen. Das kann jedoch auch von Nachteil sein und zwar immer dann, wenn bei mir die Begeisterung manchmal so übersprudelt, dass die Drähte schon anfangen durchzubrennen.

Auf jeden Fall müssen sie erst mal raus, die Ideen. Das kann mitunter ganz schön anstrengend sein. Für mich. Und für mein Umfeld. Wo also könnte das besser passieren als in lockerer Atmosphäre bei einer leckeren Tasse Cappuccino. Und mit Menschen, die dem selben Nordstern entgegen streben? Mit einem Sparringspartner, der meine Werte und Ansichten mit Wertschätzung teilt.

Mehrere Frauen und Männer sitzen um einen Tisch in der Kaffeeküche
The place to be innovative – bei mir oft die Kaffeeküche.

So führen Küchengespräche mit einem oder auch gleich mehreren Sparringspartnern bei häufig dazu, dass ich direkt beginne, eine Idee gemeinsam mit meinem Team weiterzuentwickeln. Das weitere Sichtweisen und Einfälle dazu kommen und sich aus einer ersten kleinen Idee zuweilen etwas ganz Großes entfalten kann. Oder eben auch dazu, dass mir schon beim Reden klar wird, dass die erste Eingebung vielleicht doch gar nicht so prickelnd war. Weil schon die Sichtweise, Erfahrung und Persönlichkeit die mein Sparringspartner mit einbringt mir hilft, mich wieder zu erden.

Es gibt mir also Struktur, Klarheit und Fokus. Der Sparringspartner ist für mich das Wertvollste an einem guten Küchengespräch* – neben vorzüglichem Cappuccino natürlich. Die Möglichkeit also, mich ganz zwanglos mit einem Sparringspartner auszutauschen, einem Menschen der gewillt ist, erst mal mit mir in den Ring zu steigen und sich auf meine Energie einzulassen. Der wie ich den Mut hat, völlig neues Anzupacken oder umgekehrt auch die Umsicht und Detailversessenheit, mich rechtzeitig zu bremsen. Genau das macht für mich einen handfesten Sparringspartner aus.

Umgekehrt funktioniert das übrigens genauso vorzüglich. Oftmals komme auch ich in der Kaffeeküche vorbei und sehe zufällig eine eher in sich gekehrte Kollegin, die so vor sich hinsinniert. Dann bin ich meist diejenige, die sofort hellhörig wird. Die nachfragt und die anfängt, die Idee aufzugreifen und voller Begeisterung gemeinsam weiterzuspinnen.

Egal ob so oder so rum, es hat den Charme, dass wenn der Funke der Begeisterung erst mal beim ganzen Team übergesprungen ist und alle sagen »ja, das macht Sinn – let’s rock it«, dass ich dann auch anfange alle mitzunehmen und das Thema durchzuziehen. Als Pionier. Wo notwendig auch erst mal gegen Widerstände. Als Wegbereiter.

Es ist buchstäblich in meinem Naturell, andere zu zu ermutigen, dass wir Themen, die wir alle als sinnvoll erachten doch einfach auch mal ausprobieren. Und zwar auch dann, wenn sie uns auf den ersten Blick noch völlig unrealistisch erscheinen. Gemeinsam. Mit mir und meiner Begeisterung als Rückenwind. Oder mit mir und meiner Unerschrockenheit als Schutzschild, je nach Wetterlage eben. 

* ähnliches soll sich in grauer Vorzeit übrigens auch schon in Raucherecken abgespielt haben. Tatsächlich habe ich jedoch nie geraucht und wollte es nun es auch trotz aller Begeisterung für gute Gespräche und verblüffende Ideen nicht extra anfangen. So war ich witzigerweise schon damals, in der Raucherecke, immer mit einem Espresso am Start.

Weil in Kaffeeküchen jeder von uns zum Sparringspartner werden kann

Und so bin ich nach all den Jahren als Sparringspartner, unzählig vielen Tassen Kaffee, Cappuccino, Latte Macchiato und Espresso bei unzählig vielen Gesprächen in Kaffeeküchen zu dem Schluss gekommen, dass wirklich verblüffend einzigartige und spürbar mitreißende Ideen immer genau dort entstehen, wo Gleichgesinnte unterschiedlichster Couleur und Herkunft gemeinsam und gleichberechtigt ihrem Einfallsreichtum nachgehen dürfen. Wo jeder sich mit seiner ihm ganz einzigartigen Persönlichkeit voller Wertschätzung einbringen kann und darf. Dann sind wir alle Sparringspartner und die Schwarmintelligenz bahnt fast wie von alleine ihren Weg.

Denn wir Menschen sind immer dann besonders energiegeladen und voller Tatendrang, wenn wir Lebensfreude und Zufriedenheit spüren. Wenn Herz, Hirn und Hand in Einklang sind und sich Lustgewinn und Unlustvermeidung die Waage halten. Wenn auf Dauer kein tatsächlicher, gefühlter oder antizipierter Kontrollverlust in Form von Stress oder Angst vorliegt, können Herz, Hirn und Hand spielerisch zusammenarbeiten. Wenn aus »Müssen» ein »Können« und »Dürfen« wird, können Kreativität und Innovation bestmöglich gedeihen.

Dieser faszinierende Mechanismus liegt in jedem Einzelnen von uns, in unserer DNA. Fest verdrahtet in unserem Gehirn. Denn wir Menschen sind eines der sozialsten Lebewesen auf diesem Planeten. So kommen wir auf die Welt, beseelt von Verbindung, Orientierung und Selbstwirksamkeit – von Herz, Hirn und Hand. Diese Muster funktionieren übrigens heute noch ganz genauso wie vor mehreren tausend Jahren, als wir auf der Jagd manchmal auch ganz unvermittelt dem Säbelzahntiger zu tief in die Augen geschaut haben.

Selbst als mit Erfindung der Dampfmaschine vor etwas mehr als 200 Jahren das Industriezeitalter seinen Einzug gehalten hat und wir, zumindest in der ersten Welt, beinahe flächendeckend durch den Taylorismus sozialisiert wurden, hat sich daran quasi nichts gerändert. Noch nicht mal die damit einhergehenden detaillierten Vorgaben zur Arbeitsmethode – des »one best way« – mit dem klaren Fokus auf maschineller Rationalisierung durch kleinteilige Fließbandarbeit haben geschafft, an dieser Schraube nachhaltig zu drehen. Auch, oder gerade deshalb, sind diese psychischen Grundbedürfnisse für uns Menschen weiterhin ebenso lebensnotwendig wie etwa Atmen, Essen und Schlafen.

Weil wir in der Kaffeeküche mal nicht nur funktionieren müssen

Damals hatte es wohl tatsächlich Sinn gemacht, Organisationen und Abläufe hierarchisch und Top-Down zu organisieren, um immer komplizierter werdende Produktionsverfahren durch die Möglichkeiten der maschinellen Automatisierung beherrschbar zu machen. Zumal seinerzeit das Recht auf Bildung tatsächlich noch ein Geburtsrecht war. Das Gros der Arbeiter weder Lesen noch Schreiben konnte und die breite Masse schon froh war, wenn sie überhaupt ihre Familien irgendwie durchgebracht haben.

»Die Oben haben gedacht. Die Unten haben gemacht.« – das wurde die allgemein anerkannte Maxime und mündete schließlich in patriarchalischem Denken, institutionalisierter Fremdbestimmung und geradezu anerzogener Unmündigkeit.

Menschen und Umgebung sind unscharf im Hintergrund erkennbar. Im Vordergrund wurden vernetzte Symbole der digitalen Welt darüber gelegt. Zum Beispiel Smartphone, Cloudwolke, Notebook.
Mit Beginn der Industrialisierung wurde maschinelle Optimierung mehr und mehr in den Mittelpunkt gestellt. Menschliche Grundbedürfnisse wurden unterschwellig abgewertet.

Erstaunlicherweise findet sich diese geradezu institutionalisierte Form der Fremdbestimmung auch heute, mehr als 200 Jahre später, immer noch in der Mehrheit der Unternehmen, der Politik, der Bildung, ja eigentlich fast überall in unserer Gesellschaft wieder. Denn auch wenn diese ausgeprägte Form der anerzogenen Unmündigkeit aus damaliger Sicht tatsächlich nachvollziehbar war, genauso so wenig ist sie es heute.

Gerade auch der Umstand, dass immer mehr Menschen nur noch lustlos Dienst nach Vorschrift tun. Laut WHO sind derzeit in Europa rund 40 Millionen Menschen von Burn-Out und Depressionen betroffen. Durchschnittlich erlebt jeder 4. Europärer jedes Jahr eine behandlungsbedürftige Form von Burn-Out, Depression oder Angstzuständigen. Das lässt die Alarmglocken läuten. Zumindest bei mir. Es kann doch nicht sein, dass wir bei unserer Arbeit immer mutloser und unzufriedener werden. Und dadurch oft weder die Gesundheit noch die Energie haben, um das was dann noch vom Leben übrig bleibt mit Frohsinn zu genießen.

Okay, der ein oder andere hartgesottene Unternehmer würde mir jetzt vermutlich entgegen, dass »das Leben eben kein Ponyhof ist«. Das kann schon sein. Doch die Tatsache, dass Burn-Out und Depressionen nach jüngsten Schätzungen der WHO bereits im Jahre 2030 die Krankheit mit dem größten ökonomischen Negativeffekt sein wird, sollte auch den überzeugtesten Chefcontroller aufhorchen lassen. Denn wenn wir in den nächsten 10 Jahren so weiter machen wie in in den 200 Jahren zuvor, dann wird das alleine den europäischen Wirtschaftsraum etwa 90 Milliarden Euro kosten. Pro Jahr. Rechnet man behandlungsbedürftige Stimmungsstörungen und Angstzustände noch hinzu, sind es schon mehr als 170 Milliarden Euro pro Jahr. Alles noch ohne Coronaeffekt. Noch ohne all die menschlichen Abgründe.

Weil handfeste Sparringspartner bereit sind, sich auch mal selbst die Hände schmutzig zu machen

Spätestens jetzt liegt eigentlich glasklar auf der Hand, was bereits mit dem Beginn des Digitalzeitalters Anfang des 20. Jahrtausends begonnen hat. Was wir jetzt dringender denn je brauchen ist eine grundsätzlich neue Form der Zusammenarbeit. Und der Führungskultur. Eine neue Form des Zusammenlebens und der Ausgestaltung von Arbeitsräumen. Eine neue Form zu Denken und zu Handeln. Und nein, noch eben ein Change-Programm von oben anzuordnen ist keine gute Idee. So war es doch die letzten Male zumeist schon nicht mehr als pure Kosmetik auf der Vorderbühne, während auf den Hinterbühnen vermeintlich alles beim Alten geblieben ist; oder sich sogar noch verschlimmbessert hat. Was wir jetzt brauchen ist echtes, integrales und damit wirkungsvolles Re-Design.

Denn digitale Dienste und Systeme im Internet haben uns zum einen ganz neue, mehrdimensionale Möglichkeiten eröffnet. Folgen zum anderen jedoch nicht mehr den gleichen Regeln wie einst Maschinen und Produktion. Ganz im Gegenteil: sie sind komplex. Und komplex ist tatsächlich nicht die Steigerung von kompliziert. Vielmehr ist es ein echter Systembruch. Wo sich komplizierte Systeme, einmal durchdrungen, stets deterministisch und kausal verhalten, da ist bei komplexen Systemen grundsätzlich erst mal nichts mehr so einfach reproduzierbar. Es gibt beliebig viele Fern- und Nebenwirkungen und im besten Falle finden wir noch eindeutige Korrelationen. Der Wandel ist nicht mehr nur stetig, sondern er ist in unserem tagtäglichen Alltag angekommen.

Genau das erlebt gerade jeder einzelne von uns hautnah rund um die Corona-Pandemie. Wir erfahren sehr eindrücklich, wie die gewohnte Steuerung von Organisationen, sei es nur der Staat oder die Unternehmen, durch die klassischen Managementmethoden massiv an ihre Grenzen geraten. Wir spüren Kontrollverlust. Nichts ist mehr planbar. Gewohnte Prognosen versagen zunehmend. Corona hat ebenso Einzug gehalten wie die Digitalisierung und mit ihnen sind wir mittendrin in der »VUCA-Welt«.

Plötzlich ist Welt ist nicht mehr nur kompliziert, plötzlich ist alles komplex, volatil, mehrdeutig und ungewiss – »das funktioniert, weil das haben wir schon immer so gemacht« hat endgültig ausgedient. Wir geraten in Stress. Fühlen uns oft geradezu wie gelähmt und halten erst recht an Gewohntem fest, wollen die Kontrolle zurück. Und »the next big thing« zwinkert uns schon schelmisch zu: denn mit den Möglichkeiten der Künstlichen Intelligenz (KI) wird sich die Komplexität nochmals um ein Vielfaches verstärken. Was wir also brauchen ist ein Dynamik-robustes Gesamtsystem. Ob wir dazu wohl auch eine Anregung in der Küche finden können? Mal sehen.

Weil die Küche schon früher auf jeder Party »the place to be« war

Kennst du das? Du bist auf der Party des Jahres und plötzlich hängen alle in der Küche ab. Zumindest war das bei uns immer so. Wie eine Art ungeschriebenes Gesetz war die Küche irgendwann stets der Dreh- und Angelpunkt jeder guten Party. Dort gab es die besten Gespräche, die coolsten Sprüche – und natürlich den kürzesten Weg zum Nachschub. Ach ja, getanzt wurde da dann natürlich auch noch. Gegen Ende natürlich vor allem auf den Tischen. Das Gute daran war, dass die Küche schon von Haus aus relativ robust auf die eher schwierigen unkontrollierbaren Einflüsse reagiert hat. Auch das Problem mit dem dritten umgekippten Rotweinglas konnte im Gegensatz zum beige überzogenen Samtsofa in der Küche recht einfach gelöst werden.

Und genau das, was damals die Küche für die Party war, das brauchen Unternehmen heute mehr denn je: ein Dynamik-robustes Gesamtsystem, viel Kommunikation, pragmatische Lösungen und den Mut, auch mal auf den Tischen zu tanzen. Denn ein Dynamik-robustes Gesamtsystem gelingt nur, wenn die richtigen Arbeitsbedingungen herrschen. Genauso wenig wie wir früher auf der Party »Stimmung per Anordnung« erzeugen konnten, genauso wenig funktioniert das heute bei Mitarbeitern, indem einfach mal angeordnet wird, dass wir uns von nun an alle mal agil, eigenverantwortlich und innovativ verhalten.

Mitarbeitern den Freiraum zu geben, den sie brauchen, um ein einer komplexen Welt nachhaltig wirksam zu sein, das ist schon mal der essentielle erste Schritt. Doch dann geht die Party erst so richtig los, denn es braucht viel Anpassungsfähigkeit. Und weil der Mensch ein Gewohnheitstier ist braucht Anpassungsfähigkeit stets Courage, Balance, Klarheit und Geduld. Braucht Motive die Menschen motivieren. Und eine Identität, die Richtung und Halt gibt. Braucht Zufriedenheit, Zuversicht und Lebensfreude. Denn die Veränderung von eingespielten Denk- und Verhaltensmustern ist stets ein Marathon, kein Sprint.

Eine fröhliche Runde Menschen stößt mit Kaffeetassen an.
Egal was war, Erfolge haben wir im Team immer gefeiert. Manchmal mit Kaffee & Butterbrezeln (Schwaben halt) in der Kaffeeküche, manchmal mit einer großen Party.

Die gute Nachricht ist: wir Menschen haben bereits all das was wir dafür brauchen mit an Bord. Denn unser Gehirn ist genau dafür gebaut: für den Umgang mit komplexen Systemen. Ist es doch selbst per se ein komplexes System. Es ist optimiert für den Umgang mit Volatilität, Unsicherheit und Mehrdeutigkeit. Auch wenn es uns nach 200 Jahren gelebter Top-Down-Organisation auf beschränktem Raum kleinteiliger Organigrammkästchen manchmal tatsächlich so erscheint, als ob dem nicht (mehr) so wäre. 



Was es jetzt also vor allem braucht ist, dass ein zeitgemäßes Organisationsdesign wieder zu den wichtigsten Aufgaben der Unternehmensführung wird. Überall dort wo gesättigte Märkte zunehmend stagnieren und auch die besten Maschinen kein neues Wachstum produzieren können, braucht es neue Geschäftsmodelle. Geschäftsmodelle, die aus Wissen und Kreativität entstehen und unabhängig von reinem Wachstum funktionieren.

Dort wo früher Maschinen noch einfach per Knopfdruck bedient und per Reporting kontrolliert werden konnten tritt heute der Faktor Mensch: Kreativität, Sinnhaftigkeit und handfeste Sparringspartner. Wertschätzung avanciert mit zur wichtigsten Ressource für Wertschöpfung. Verblüffend Neues kann sich entfalten, wenn wir bereit sind, loszulassen und den Menschen in gegenseitigem Vertrauen Freiraum und Spielraum zu geben.

Weil gute Küchengespräche nicht nur in guten Küchen stattfinden können

Du merkst vermutlich schon, worauf ich abschließend hinaus will. Es ist nicht der physische Ort der Kaffee- oder Teeküchen, der Tischkicker oder das funky Büro. Es ist viel vielmehr die innere Haltung. Die Menschen, die Sparringspartner, das Mindset, das Umfeld, die Prägung. Die Raumgeber, die Möglichmacher, die Wegbereiter und die Um-die-Ecke-Denker. Denn Gestaltung ist Haltung.

Wir wissen das es funktioniert, weil wir schon seit vielen Jahren so gearbeitet haben. Als Software-Entwickler, als Unternehmer im Unternehmen, als Wegbereiter für vernetzte Mobilitätsdienste. Weil wir ein valides Denkgebäude auf Basis wissenschaftlich fundierter System- und Komplexitätstheorie mitbringen. Weil wir passionierte Möglichmacher sind. Mit Herz, Hirn und Hand. Das ist unser Nordstern. Das ist unsere Mission. Schritt für Schritt. Und: mit hervorragendem Kaffee bei wunderbaren Küchengesprächen.

Neben einem Notebook und einem Bullet Journals stehen eine Tasse Cappuccino, eine Flasche Sprudel und ein Glase.

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